Vatertage
Beim letzten Vatertag sagte meine jüngere Tochter, sie findet es richtig doof, dass sie keinen Vater hat. Sie hätte gerne einen neuen. Das kann ich total gut verstehen, aber so einfach ist das Leben nicht und ich hätte da gerne ein Wörtchen mitzureden :-) Aber ganz ehrlich: Könnte jemand den Part ihres Vaters übernehmen? Ich glaube nicht. Und das möchte ja auch niemand.
Im Prinzip geht es auch nicht darum, sondern es geht vielmehr um diese tiefe Sehnsucht nach Zugehörigkeit. Eine Zugehörigkeit, die man sehen und auch zeigen kann. Meine Kinder sind nicht dabei, wenn Freunde (Väter) mit ihren Kindern auf Vater-Kind-Wochenenden fahren. Sie werden nicht nach dem Sport oder nach einer Ferienfreizeit vom Vater abgeholt. Es passieren generell nicht so viele Vater-Dinge, die ihre Freund:innen erleben. Das macht besonders meine jüngere Tochter ab und zu traurig. Sie kann sich kaum an Jörg erinnern, sie war erst drei, als er starb. Aber die Tatsache, dass da ein Vater fehlt und sie deshalb anders ist als ihre Freunde, macht ihr manchmal zu schaffen.
Und dennoch, wir stellen immer wieder fest, dass wir zwar keinen Papa mehr im Haus haben, uns aber trotzdem zugehörig fühlen dürfen. Denn es gibt einige Väter in unserem Freundes- und Familienkreis, die meine Kinder in ihr Herz geschlossen haben und ihnen ein bisschen väterliche Fürsorge geben. Seine alten Kumpel lassen oft auch noch ein paar alte Geschichten über ihn springen, denen meine Mädels mit Ohren so groß wie Rhabarberblätter selig lauschen. Für fast alles, was wir nicht allein schaffen, haben wir außerdem einen Freund geerbt, der uns hilft. Alle haben einen guten Draht zu meinen Mädels und auf alle können wir uns blind verlassen. Das ist ziemlich toll. Und dafür bin ich sehr dankbar!
Der Vater meiner Töchter ist nicht mehr da. Trotzdem feiern auch wir diesen Tag, denn wir haben die schönsten Erinnerungen - und deshalb unterscheiden wir uns ausgerechnet an diesem Tag kaum von den anderen Familien in unserem Umfeld. Wir haben ein paar wenige kurze, herzzerreißend alberne Filme von und mit ihm, die wir uns an Vatertag anschauen. Mittlerweile können wir synchron mitsprechen, immer lachen wir an denselben Stellen und immer fließen an denselben Stellen Tränen. Jedes Jahr am Vatertag-Morgen habe ich ein wenig Angst davor, gleich wieder die Filme und Bilder rauszukramen. Aber jedes Mal danach spüren wir, dass wir trotzdem mit Jörg verbunden sind. Und das fühlt sich sehr gut an. <3